Die EU-Copyright-Reform - ein Schlag ins Gesicht

Die EU-Copyright-Reform - ein Schlag ins Gesicht

Die Copyright-Reform mit Upload-Filter wurde im EU Parlament beschlossen, ein trauriger Tag für das freie Internet und speziell für kleine Betreiber von Systemen mit benutzergenerierten Inhalten, wie Foren.

Worum geht es da eigentlich

Bei der EU-Urheberrechtsreform geht es um die Haftbarmachung von Betreibern für nutzergenerierte Inhalte. Betreiber müssen sich nicht nur um Lizenzen bemühen, sondern auch den Upload lizenzrechtlich geschützter Inhalte von vorne herein verhindern, über sogenannte Upload-Filter.
Ein Betreiber eines Outdoor-Forums wird also künftig haftbargemacht werden, wenn ein User ein urheberrechtliches Bild hochlädt.

Upload-Filter

Ein der größten Kritikpunkte sind sogenannte Upload-Filter, die sollen verhindern, dass Benutzer überhaupt erst die Möglichkeit bekommen, urheberrechtlich geschützte Inhalte hochzuladen.
Aber wie funktionieren Upload-Filter? Damit ein solches System funktioniert muss es sämtliche urheberrechtlich geschützte Werke kennen und nicht nur das, es muss auch Unschärfen berücksichtigen, Bilder werden skaliert, verändert, gedreht, ebenso Videos. Texte haben Tippfehler, können in andere Sprachen übersetzt sein usw.
Dieser Artikel beschreibt die Problematik auch für Laien verständlich: Urheberrechtsreform – Angriff auf den gesunden Programmiererverstand.
Damit Anbieter dieser Plattformen nicht in rechtliche Auseinandersetzungen geraten, müssen die Upload-Filter entsprechend "scharf" eingestellt sein, mit dem Nebeneffekt, dass Inhalte als geschützt erkannt werden, obwohl diese es gar nicht sind (Zensur).
Konzerne werden sich freuen, Youtube hat mit Content-Id bereits jetzt einen Upload-Filter am Start, kleine Anbieter, der europäische Mittelstand haben das Nachsehen.

was betrifft mich als Nutzer das

... sollens doch Zahlen die Forenbetreiber. Das Problem dabei ist, dass es viele Foren gibt, die nicht kommerziell betrieben werden, das Heimwerkerforum, die Hobbyköche oder ein Bergsteigerforum.
Private Betreiber, die ohnedies ihre Zeit in die Systeme investieren und diese als Hobby betreiben, werden keinesfalls teuere Lizenzgebühren oder Upload-Filter bezahlen können und wollen, noch das Risiko auf sich nehmen rechtlich belangt zu werden.
Was wird passieren? Viele frei zugängliche Informationen werden verschwinden oder künftig kostenpflichtig sein, die Vielfalt, die das Internet ausmacht wird - zumindest in Europa - verschwinden.

Ziel

Bleibt die Frage, was wollten die konservativen Kräfte, die diese Richtlinie vorangetrieben haben, damit bewirken, wenn ein System vorgeschrieben wird, das nicht funktioniert und kleine Betreiber gegenüber Konzernen stark benachteiligt?
Man könnte hier jetzt vollkommene technische Unwissenheit unterstellen, aber es liegt nahe, dass die konservativen Kräfte genau wussten, was sie damit bewirken, es geht hier ums Zahlen, jeder soll zahlen, egal ob kommerziell oder gemeinnützig, Kleinbetrieb oder Konzern, jeder soll zahlen.

Ist doch gut, oder? Endlich erhalten Kreative, Künstler ihre wohlverdiente Vergütungen, oder doch nicht? Dieser Beitrag beschreibt eindrucksvoll, wie es darum bestellt ist, wenn ein Künstler eine Verwertungsgesellschaft bemühen will seine Rechte zu wahren: Kommentar zur EU-Urheberrechtsreform: Mit zweierlei Maß.
O-Ton: "Youtube sei schließlich kein Rundfunk"

Aspekte

Ausgegangen ist die Initiative von Frankreich, vorangetrieben haben diese Richtlinie innerhalb des europäischen Parlaments die konservativen Kräfte, die EVP auf europäischer Ebene (ÖVP, CDU/CSU ...). Selbsternannte Parteien des kleinen Mannes (offensichtlich nicht der Frauen) enthielten sich der Stimme, anstatt sich auf die Seite der Bürger zu stellen. Details zum Abstimmverhalten siehe: Keine Einigkeit nach Ja zu Copyrightreform

Des Weiteren steht ein Deal zwischen Frankreich und Deutschland im Raum (laut einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung), dafür das Deutschland einer strengen Version der Richtlinie zustimmt, stimmt Frankreich für die EU-Gasrichtlinie, wenn dem so ist, dann ist es ein Armutszeugnis für die Europäische Union.

Auswirkungen auf dieses Portal

Unser Vorhaben, künftig auch ein Forum zu implementieren, werden wir nicht umsetzen, nicht funktionierende Upload-Filter, vorauseilende Lizenzgebühren werden wir definitiv nicht bezahlen. Genauso wenig können wir das Risiko eingehen, in rechtliche Auseinandersetzungen zu geraten. Somit hat hier bereits das begonnen, was prognostiziert wurde: Das Ende des freien Internets in Europa!

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